ifo-Geschäftsklima steigt zwei Monate in Folge – Ökonomen zeigen sich überrascht.
Die deutsche Wirtschaft setzt ihren vorsichtigen Erholungskurs fort. Der vielbeachtete ifo-Geschäftsklimaindex stieg im April überraschend auf 86,9 Punkte, nach 86,7 Punkten im März und 85,3 Punkten im Februar. Zur Ermittlung des Index wurden 9.000 Führungskräfte durch das Münchner ifo Institut für Wirtschaftsforschung (ifo-Institut) befragt.
Der Aufwärtstrend signalisiert eine anhaltende Aufhellung der Stimmung in den deutschen Unternehmen und weckt Zuversicht bezüglich einer wirtschaftlichen Trendwende nach zwei Rezessionsjahren.
Stimmung trotzt den aktuellen Marktunruhen
Besonders bemerkenswert: Die positive Entwicklung hält trotz des von den USA losgetretenen Zollkonfliktes an. Ökonomen hatten mit einem Rückgang auf 85,2 Punkte gerechnet und zeigen sich nun positiv überrascht. „Die Zahlen machen Hoffnung, dass sich die deutsche Wirtschaft im Verlauf dieses Jahres trotz der höheren US-Zölle beleben wird“, erklärte etwa Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen laut Tagesschau.
Während sich die Geschäftserwartungen der Unternehmen wohl aufgrund der höheren US-Zölle ein wenig eingetrübt haben, schauen die Unternehmen weniger skeptisch auf die aktuelle Geschäftslage. Die Lageeinschätzung erreichte sogar den höchsten Stand seit acht Monaten und kompensierte damit die niedrigeren Erwartungen aus.
Branchenübergreifende Verbesserung bereits im März
Bereits im März hatte sich das Geschäftsklima branchenübergreifend verbessert: Im verarbeitenden Gewerbe stieg es merklich, mit positiverer Lagebeurteilung und weniger Skepsis bei den Erwartungen. Der Dienstleistungssektor erlebte ebenfalls einen Aufschwung, besonders bei Architektur- und Ingenieurbüros. Selbst das krisengeschüttelte Bauhauptgewerbe verzeichnete eine leichte Aufhellung.
Elmar Völker, Analyst bei der LBBW, sprach angesichts der neuesten Entwicklung von einem „kleinen Licht am Ende des Tunnels“. Angesichts der jüngsten Eskalation im Handelskonflikt mit den USA seien die Zahlen aus München eine positive Überraschung.
Finanzpaket als stabilisierender Faktor
Ein wichtiger Faktor für die verbesserte Stimmung dürfte das Finanzpaket der neuen schwarz-roten Koalition sein. „Die deutlich verbesserten Geschäftserwartungen spiegeln offenbar die Hoffnung vieler Unternehmen wider, dass das Finanzpaket der neuen Regierung die Konjunktur anschieben wird“, kommentierte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer bereits im März.
Der am 9. April beschlossene Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD wurde von Wirtschaftsvertretern grundsätzlich positiv aufgenommen, wenn auch mit Einschränkungen. Mehrere Verbände äußerten sich erleichtert über den raschen Abschluss der Verhandlungen und lobten wichtige Impulse für Strukturreformen in den Bereichen Arbeitsmarkt, Bürokratieabbau und Steuern.
Ausblick bleibt verhalten optimistisch – Bundesregierung sorgt für Dämpfer
Der wirtschaftliche Ausblick bleibt trotz der verbesserten Stimmung verhalten. Das ifo-Institut prognostiziert für dieses Jahr lediglich ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent. Erst 2026 dürfte sich die Lage mit einem erwarteten BIP-Wachstum von 0,8 Prozent verbessern. Die anhaltende Aufhellung des Geschäftsklimas deutet dennoch darauf hin, dass sich die deutsche Wirtschaft nach zwei schwierigen Jahren langsam fängt und möglicherweise widerstandsfähiger ist als zunächst angenommen.
Allerdings dämpfte die am 24. April veröffentlichte Frühjahrsprojektion der Bundesregierung den Optimismus: Für 2025 erwartet die geschäftsführende Bundesregierung unter Wirtschaftsminister Robert Habeck nun eine Stagnation des Bruttoinlandsprodukts (0 % Wachstum), nachdem im Januar noch ein Wachstum von 0,3 Prozent prognostiziert wurde.