Erneuerbare Energien dominieren die deutsche Stromerzeugung. Der Klimawandel bleibt auch für die zukünftige Bundesregierung ein Thema.
Die deutsche Energiewirtschaft verzeichnete 2024 eine bemerkenswerte Entwicklung. Mit einem Anteil von 62,7 Prozent an der Nettostromproduktion bauten die erneuerbaren Energien ihre Führungsposition im Energiemix weiter aus. Die Gesamtproduktion aus erneuerbaren Quellen stieg laut Fraunhofer Institut auf 275,2 Terawattstunden und verzeichnete damit ein Plus von 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Besonders stark entwickelte sich die Windkraft, die mit einem Anteil von 33 Prozent zur dominierenden Stromquelle avancierte. Die Photovoltaik notierte mit einem Zuwachs von 18 Prozent einen noch stärkeren Aufschwung und deckte bereits 14 Prozent der Gesamterzeugung ab.
Strukturwandel in der Energieerzeugung
Festzuhalten ist auch der Rückgang konventioneller Energieträger. Nach dem endgültigen Ausstieg aus der Atomenergie im April 2023 verzeichnete auch die Kohleverstromung markante Einbrüche. Die Produktion aus Braunkohlekraftwerken sank um 8,4 Prozent, während Steinkohlekraftwerke sogar einen Rückgang von 27,6 Prozent verbuchten.
Der internationale Stromhandel zeigte sich dynamisch. Deutschland verzeichnete 2024 einen Importüberschuss, der sich von 9,2 auf 24,9 Terawattstunden erhöhte. Anstatt kostenintensive fossile Kraftwerke zu betreiben, nutzt Deutschland verstärkt günstigere Stromimporte aus dem europäischen Ausland.
Legislatives Paket stärkt Marktintegration
Die Erfolge in Bezug auf die angestrebte Energiewende liegen laut einer aktuellen Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) auch am Kurs der nun abgelösten Ampel-Regierung. Im Bereich der Photovoltaik wurde in nur drei Jahren mehr als die doppelte Leistung im Vergleich zur vorherigen Legislaturperiode installiert.
Die verbesserten regulatorischen Rahmenbedingungen, darunter die Ausweisung zusätzlicher Windkraftflächen und die strategische Planung eines Wasserstoff-Kernnetzes, schaffen gute Voraussetzungen, nicht zuletzt, um dem Bedarf an weiter steigenden erneuerbaren Erzeugungskapazitäten für energieintensive neue Technologien zu begegnen.
Wichtige politische Beschlüsse für die Energiewende
Im Januar 2025 verabschiedete der alte Bundestag ein wegweisendes Energie-Gesetz. Das Paket zielt auf die Stärkung der Photovoltaik-Marktintegration und eine effizientere Nutzung von Erzeugungsüberschüssen ab. Die Gesetzesänderungen könnten sich als Katalysator für die Energiewende erweisen, insbesondere für den Ausbau von Großbatteriespeichern.
Eine Kernregelung betrifft die EEG-Vergütung: Diese entfällt bei negativen Börsenstrompreisen bereits ab der ersten Stunde, was die ungebremste Einspeisung reduziert und Anreize für Stromspeicher schafft. Die Einführung flexibler Netzanschlussverträge ermöglicht eine effizientere Infrastrukturnutzung, etwa durch die Kombination von Windpark-Netzanschlüssen mit PV-Anlagen oder Batteriespeichern.
Zusätzlich verbessert das Gesetz die Rahmenbedingungen für Biogasanlagen durch erhöhte Ausschreibungsmengen und ein neues, betriebsstundenorientiertes Fördermodell. Die Kraft-Wärme-Kopplung wird über 2026 hinaus verlängert und der Förderrahmen auf unvermeidbare Abwärme ausgeweitet. Die Zukunft dieser Klimapolitik bleibt im Rahmen der neuen Regierungskoalition, die sich aktuell in Koalitionsverhandlungen befindet, abzuwarten.
Klimawandel als wirtschaftlich bedeutsamer Faktor
Der Klimawandel bleibt dabei – unabhängig von den aktuellen politischen Debatten – ein wirtschaftliches Kernthema. Analysen von Experten wie dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung, Prognos und der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung beziffern die volkswirtschaftlichen Kosten extremer Wetterereignisse der letzten Jahre auf exorbitante Summen.
Die Hitze- und Dürreperioden der Jahre 2018/2019 verursachten alleine in Deutschland Schäden von etwa 35 Milliarden Euro, während die Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021 Verluste von mindestens 40,5 Milliarden Euro nach sich zog – davon 33,4 Milliarden Euro direkte und 7,1 Milliarden Euro indirekte Schäden.
Sondervermögen – 100 Milliarden für den KTF
Diese beunruhigende Entwicklung dürfte dabei indirekt auch zu Teilbeschlüssen innerhalb des neuen Finanzpakets geführt haben: Der Bundesrat hat am 21. März 2025 ein zuvor vom alten Bundestag beschlossenes Finanzpaket abgesegnet, das 100 Milliarden Euro speziell für den Klima- und Transformationsfonds (KTF) vorsieht. Von den insgesamt 500 Milliarden Euro Sondervermögen sind zudem 100 Milliarden Euro für Länder und Kommunen vorgesehen, um Infrastruktur, Verkehrsnetze, Krankenhäuser, Bildungseinrichtungen und Digitalisierung zu stärken.
Darüber hinaus wird der Begriff der Klimaneutralität nunmehr ausdrücklich im Grundgesetz verankert. Die verbindliche Festschreibung der Klimaneutralität für das Jahr 2045 stelle klar, dass die Mittel des neu geschaffenen Sondervermögens „auf die ökologische Transformation einzahlen müssen“, schreibt die Bundestagsfraktion Bündnis 90 Die Grünen. Die Partei hatte sich vehement dafür eingesetzt.