Warum der eingeschlagene Energiekurs der USA den Übergang zu fossilfreien Energieträgern nicht aufhalten wird.
Spätestens seit dem Antritt der Trump-Administration ist klar – die Energie- und Klimapolitik der USA wird in den kommenden vier Jahren eine grundlegend andere sein als unter der Vorgänger-Regierung. Wie angekündigt, sind die USA aus dem Pariser Klimaabkommen ausgetreten und haben weitere Schritte zur Lockerung der Umwelt- und Klimavorschriften unternommen.
Neben der Streichung von Anreizen für die Einführung von Elektroautos und saubere Energien hat Donald Trump zudem mehrfach betont, vermehrt in die Förderung von Öl und Gas investieren zu wollen. Weltweit gibt es Befürchtungen, dieser Politikwechsel könne die Energiewende aufhalten. Doch mittlerweile sind die Kräfte hinter eben jener Wende so stark geworden, dass ein einzelnes Land – selbst die USA – diese nicht mehr umkehren kann.
Märkte sind längst auf erneuerbare Energien umgeschwenkt
So beschreibt es auch der US-Politikwissenschaftler und Gründer der Eurasia Group*, Ian Bremmer, im Tagesspiegel Background. Saubere Energiequellen seien aufgrund von technologischen Fortschritten und sinkenden Kosten an den meisten Orten einfach billiger als die von Trump favorisierten fossilen Brennstoffe. Im Vergleich zur letzten republikanischen Regierung im Jahr 2016 habe die Energiewende in den USA ein Vielfaches an Beschleunigung erfahren.
Eine Dynamik, die nicht von staatlichen Beschlüssen, sondern insbesondere von den Märkten getrieben wird. Eine bemerkenswerte Tatsache, schreibt Bremmer, sei, dass der Südstaat Texas – historisch betrachtet stets fest in republikanischer Hand – landesweit führend sei bei der Produktion erneuerbarer Energien. Für den Wissenschaftler ein Indiz dafür, dass politische Beschlüsse nicht an der US-Energiewende rütteln könnten.
Stopp nein – Verlangsamung ja
In eine ähnliche Kerbe schlägt der Klimawissenschaftler Niklas Höhne vom New Climate Institute, Berlin. Er gibt leichte Entwarnung: „Die Treibhausgas-Emissionen in den USA werden immer noch runtergehen, aber etwas langsamer. Die Frage ist eben, wieviel langsamer, aber wirklich das Rad zurückdrehen kann Trump eben nicht komplett”, sagte Höhne dem Nachrichtenportal Tagesschau.
Nicht nur im US-Inland wird es zu einer Verlangsamung der Energiewende kommen. Insbesondere Schwellenländer dürften mit dem Austritt der USA aus dem Klimaabkommen zu kämpfen haben, schreibt Ian Bremmer. Dies habe vor allem negative Auswirkungen auf die Klimafinanzierungsströme. Außerdem bestünde die Gefahr, dass sich andere Länder wie beispielsweise Argentinien oder Indonesien ermutigt fühlen könnten, dem Beispiel der USA zu folgen.
Europa geht weiter voran
Trotzdem ist Bremmer der Meinung, dass sich die anderen Industrienationen weiterhin an das Pariser Abkommen halten werden. Europa beispielsweise werde den Übergang zu erneuerbaren Energien weiter vorantreiben, um seine Abhängigkeit von Energieimporten zu reduzieren. Indien, das Land mit der größten Population weltweit, sehe zudem in der Dekarbonisierung eine große Chance, um sein großes Problem mit der Luftverschmutzung zu lösen. China werde die Chance ergreifen, sich weitere globale Marktanteile zu sichern.
Und auch die Schwellenländer seien – aus rein wirtschaftlichen Gründen – bestrebt, den Übergang zu einheimischen, günstigeren Energielösungen und klimafreundlichen Optionen zu fördern, so gut es geht, schreibt Bremmer.
Anteil erneuerbarer Energien in den USA wächst
Derweil zeigen die Zahlen, dass die USA in Punkto erneuerbare Energien trotz der Begeisterung der aktuellen Regierung für Öl und Gas Fortschritte verzeichnen: Erstmals übertraf 2024 der prozentuale Anteil von Wind- und Sonnenenergie mit 17 Prozent den Anteil fossiler Energieträger (15 %) am US-Energiemix.
Allerdings wird der Erfolg den Beschlüssen der Biden-Regierung zugesprochen – die weiteren Entwicklungen bleiben abzuwarten. Die globale Energiewende werde weitergehen, „auch wenn es auf dem Weg dorthin ein paar mehr Stolpersteine gibt”, schreibt Bremmer.
* International tätiges Beratungsunternehmen mit Hauptsitz in New York City